Te Araroa: Longwood Hill bis Oreti Beach – Der Countdown läuft… 20.-21.02.2017

​Longwood Hill bis Colac Bay 

20.02.2017

33 km 10 Stunden 

Kein Wind, kein Regen, die Zelte blieben die Nacht stehen, schlafen konnte ich trotzdem nicht. Gefühlt lag ich die ganze Nacht wach, grundlos. Um 6 Uhr standen wir auf, eine Stunde vor dem Sonnenaufgang.

Das Schönste am Sonnenaufgang ist die Stimmung davor. Der Himmel färbte sich bereits rot. 

Wir blieben in unseren Schlafsäcken, da es ziemlich kalt war uns machten uns Kaffee und warmen Porridge zum Frühstück. 

So wie wir gestern zum Sonnenuntergang Glück hatten, hatten wir es auch zum Sonnenaufgang. Wir konnten bis nach Invercargill und zum Meer blicken. Auf dem Meer lag eine dicke Wolkenschicht sehr tief, es sah aus, als wären es eingefrorene Wellen. 

Wir genossen das Szenario eine Stunde, bevor wir zusammenpackten. 

Zunächst stand der Abstieg über 400 Höhenmeter zur Martins Hut an, einer historische Hütte von 1905. 

Über 4 Kilometer ging es im Schlamm steil bergab. Die Hütte war die letzte Nacht voll gewesen, auch der stark beschränkte Platz zum Zelten, sodass die 3 Deutschen, die wir abends auf dem Gipfel erneut getroffen hatten noch weiter gegangen sind. Wir hätten auch ein echtes Problem gehabt, hätten wir nicht auf dem Gipfel geschlafen. Nach der Hütte kam nämlich die nächsten 7-9 Stunden keine wirkliche Möglichkeit zu zelten. Es kam eine sehr lange Waldsektion, teilweise schlammig und immer wieder mussten wir verschiedenste Hindernisse überwinden, einige sehr herausfordernd. Beispielsweise Balancieren über schmale klitschige Baumstämme über Abgründe, kleinere Klettereinheiten und einmal sogar Abseilen. Bei manchen Stellen hatte ich Schweißperlen aufgrund der Konzentration und Angst auf der Stirn.

Überbleibsel aus Goldgräberzeiten in den 1950ern

Die ersten 2 Stunden hat es noch Spaß gemacht, aber dann wurde es echt nervig. Endloser Wald, den ganzen Tag lang. Die Trailnotes bezeichneten ihn als exotischen Wald, ich würde sagen, er war dschungelartig, total zugewachsen und ab und zu mussten wir uns durch die Bäume und Büsche durchschlagen. Exotisch heißt ja nicht unbedingt auch schön…

Die letzten 6 Kilometer kam dann endlich die Erlösung und es ging über Straßen nach Colac Bay, wo wir heute auf dem Campingplatz zelteten. Ein netter kleiner Zeltplatz mit dazugehöriger Taverne, quasi die Dorfkneipe, in der sich gegen Abend die Männer ihr Feierabendbier gönnen. Für nur 10 $ völlig in Ordnung. Wir waren glücklich über die Waschmaschine, unsere Sachen konnten wir nicht länger tragen und vor allem über die Dusche. Es dauerte ewig, bis ich den Schlamm von der Haut bekam, ich hätte eine Bürste benötigt. Es war jedenfalls eine Wohltat! Die Schuhe versuchten wir ebenfalls vom Schlamm zu befreien, sie werden zwar nicht bis morgen trocknen, aber sind zumindest wieder tragbar und um ein Kilogramm Schlamm leichter. 

Willkommen in Colac Bay

Ich freue mich, wenn ich sie in drei Tagen entsorgen kann. Solange müssen sie aber noch halten. Auch wenn sie sich langsam auflösen, so hatte ich doch Glück mit ihnen. Andere Hiker haben bereits das dritte Paar Schuhe allein auf der Südinsel. Und hier in Neuseeland zahlt man locker den doppelten Preis für gute Wanderschuhe (wie auch für fast alle anderen Waren und Lebensmittel). Am frühen Abend gönnten wir uns zur Belohnung ein Eis in der Taverne, bevor wir kochten und uns in die Zelte legten.

Colac Bay bis Oreti Beach

21.02.2017

27 km 9 Stunden 

Obwohl es eine ruhige Nacht war, konnte ich wieder nicht schlafen. Ich las, ging mitten in der Nacht eine halbe Stunde spazieren, nichts half. Aber der Körper erholt sich auch etwas, wenn man einfach liegen bleibt und die Augen schließt. Wir machten erst spät Frühstück, da heute ein entspannterer Tag bevorstand. So brachen wir erst gegen 9 Uhr auf. 

Zunächst ging es auf einem schönen Küstenweg von Colac Bay nach Riverton.

Teilweise direkt am Strand, dann wieder in den Dünen oder oberhalb des Strandes, um dann wieder in kleine Buchten abzusteigen. Ein wunderschöner Abschnitt, aber auch anstrengend. 

Im tiefen losen Sand laufen oder auf Steinstrand, ständig hoch und runter zwischen den Buchten und zum Abschluss noch ein Aufstieg auf 170 Höhenmeter. Da kam ich ganz schön ins Schwitzen. Ab und zu regnete es leider, aber nie wirklich schlimm. 

Weide mit Aussicht und der Te Araroa mitten durch

Der Strand machte meinen Füßen zu schaffen, verträgt sich gar nicht mit meinen Verletzungen. Ich hatte große Befürchtungen bezüglich des noch anstehenden 23 Kilometer Strandabschnittes… 

Aber zunächst auf dem höchsten Punkt angelangt, hatten wir Aussicht auf Riverton. 

Blick auf Riverton

Ein kleiner Fischerort mit ein paar netten Kaffees. Wir genossen in einem Fischladen frischen Blue Cod, der Spezialfisch hier, mit Pommes. Gute Wahl! 

Anschließend mußten wir noch im Supermarkt essen für heute und morgen einkaufen und dann ging es auch schon weiter auf den großen Strandabschnitt des Oreti Beaches, 23 Kilometer traumhafter Sandstrand, von denen wir heute einen Teil gelaufen sind und den Rest morgen laufen werden. 

Entgegen meiner Befürchtung war es super hier zu laufen. Es setzte Ebbe ein und wir konnten bequem auf dem festen nassen Sand laufen. Traumhaft. 

Rivercrossing am Strand

Nichts für Fußfetischisten: geschundene Füße – AUA…

Sogar zwei Flussdurchquerungen, eine größere des Waimatuku Stream, standen noch an, diesmal machten sie aber Spaß und wir gingen die letzten Kilometer barfuß. Gegen 17 Uhr hielten wir Ausschau nach einer Möglichkeit zu zelten. Wir sahen ein paar Bäume hinter den Dünen und versuchten uns, dorthin durchzuschlagen, da wir dort geschützter wären. Durchschlagen ist das richtige Wort, wir fanden uns in zwei Meter hohem Dünengras wieder, welches in wilde Wiesen mit Gestrüpp und Büschen überging. Die Bäume waren alle tot und die ganze Umgebung wirkte nicht einladend. Außerdem hätten wir von hier aus keine Chance gehabt, Sonnenuntergang und Sonnenaufgang am Strand zu genießen. Und das war ja unser angepeiltes Ziel. 30 Minuten kämpften wir uns irgendwie durch, um dann zu beschließen, erst einmal zurück zum Strand zu gehen und nach einer anderen Stelle zu schauen. Zwischen den Sanddünen zeltete bereits das amerikanische Pärchen, wir hatten sie gestern und heute bereits getroffen, und so beschlossen wir, auch in den Dünen zu zelten. Also eine geschützte Stelle gesucht, alles aufgebaut und an den Strand zum Abendessen. 

Leider bekamen wir wieder Besucher: Sandflies mega aggressiv. Es war nicht auszuhalten, also zurück zum Zelt und im Zelt essen. Der Sonnenuntergang fiel leider aus, es begann zu stürmen und zu regnen. In kürzester Zeit war mein Zelt voller Sand geweht, der durch das Fliegengitter kam. Ich bin auf die Nacht gespannt…


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